Was begeistert Sie am Beruf des Künstlers?
In meinem Kunstschaffen fühle ich mich als Individuum lebendig und bei mir. Ich bin fasziniert von der Möglichkeit mit verschiedenen Materialien und Techniken zweckfrei experimentieren zu können. Die Vielfalt an Ausdrucksmitteln ermöglicht es mir, mich im Rahmen meiner lebenslangen Veränderung auch im künstlerischen “sichtbar werden” weiterzuentwickeln und neue Wege zugehen. In meiner “visuellen Sprache” kann ich für mich wichtige Themen in die Welt bringen.
Was ist die besondere Atmosphäre in Ihrem Künstler-Atelier?
Noch als Student malte ich auf dem Küchentisch, der neben dem holzbefeuerten Kochherd stand, später arbeitete ich auf einer Tischtennisplatte im Keller… .
Seit zwei Jahren habe ich ein eigenes Atelier. Es ist Arbeitsraum, im besten Fall aufgeräumt - die Ordnung arbeitet mir zu. Die Atmosphäre dort ist eine erbauliche Mischung aus Werkstatt, Kreativität und Intimität.
Wo finden Sie Inspiration für Ihre Kunst?
Früher inspirierten mich Landschaften, mit ihren Wunden, entstanden durch den Eingriff der Menschen, die industrialisierte Landwirtschaft usw..
Seit einigen Jahren drängen sich bei mir Wörter ins Bewusstsein die sich festsetzen - die als Thema sichtbar werden wollen. Ich frage dabei nicht nach einem Sinn oder einer Logik, es ist eine Ahnung, ein Gefühl, aus dem meine Themen entstehen. Die Inspiration für die konkreten Objekte, deren Aussehen, bekomme ich über neue Materialien, bei Besuchen in Werkstätten, im Wald, aus Publikationen, bei Ausstellungsbesuchen oder auf Mülldeponien. Vieles ist möglich, Kunstkategorien verschmelzen, Gattungen lösen sich auf … .
Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?
Dualität.
Verletzen und heilen, sichtbar und unsichtbar, vorne und dahinter, Licht und kein Licht, Licht und Materie, Begreifbares und Nichtbegreifbares…
Malerei und Zeichnung, Objektkästen und Tuschbilder, große Eggenobjekte und Tafeln, gesägt, beschossen, … gemalte Materie, gemaltes Licht, Eisen, Kartone und Gänseflügel. Es sind letztlich Symbole, Modelle, Stellvertreter, es sind Denkanstöße; sie dürfen neuerdings auch gefallen.
Bei LED-ART verwende ich indirektes Licht, das als nichtmaterielle Farbe neben materieller Farbe steht. Dualität.
Gerechtigkeit ist ein Thema - ein roter Faden, seit Jahrzehnten in meinen Arbeiten. Nun XX, Gendergerechtigkeit, Gleichbewertung im Alltag. Das Recht sichtbar zu sein, im lebenswichtigen Licht zu stehen - ein Recht aller Lebewesen.
Was ist Ihre Vision, was die gesellschaftliche Relevanz von Kunst betrifft?
“Zur Kunst der Gegenwart.
Die Kunst der Gegenwart muss eine intelligente, intellektuelle, rationale Kunst sein. …
Die ganze Gesellschaft, vor allem auch Künstler, alle für unsere Demokratie, unseren aufgeklärten Humanismus Verantwortlichen, müssen bereit sein … gegen „fake news“, alternative Fakten, gegen Verschwörungstheorien, Antisemitismus und Rassentheorien eine Phalanx zu bilden.” (Zitat gekürzt aus Skizzenbuch, Januar 2020)
In Kohlebergwerken hatte man Kanarienvögel dabei, fiel einer bewusstlos von der Stange, bedeutete das Lebensgefahr durch hochgiftiges, geruchloses Kohlenmonoxid. Die Kumpel bemerkten das und konnten reagieren.
Wir Künstler sind die Kanarienvögel der Gesellschaft! Wird die Freiheit schleichend, für die Bevölkerung oft unsichtbar eingeschränkt, vergiftet, dann trifft es uns zuerst.
Es ist unsere Aufgabe zu warnen !
Bildnachweise:
“Sichtbar werden und Aufstieg”, 80 x 80 x 6 cm, MDF, PA, Led-strip, COB-Led, 12 V, 2023.“XX Power Ladies”, 230 x 230 x 6 cm, 2023, Aluminium, Silicon, COB-Led, 12 V, Foto: S. Raithel.“Hommage to Mileva Einstein-Maric”, Installation, 2021, im Glaskubus des Kronacher Kunstverein e.V., 300 x 300 x 270 cm, MDF, Led 12 V.Mixing mesons of two galaxies”, Installation, 2021, 300 x 300 x 90 cm, MDF, PA, Edelstahl, Led-Draht, 4,5 V, Foto: F. Krüger.“ROOTS”, 230 x 100 x 100 cm, 2024, MDF, Alu, PA, Led-strip, COB-Led, 12 V (art in progress).“MUC open”, Hommage to Munichcity, stainless steel, 200 x 135 x 6 cm, Acrylic paint, Led 12 V, 2018.