Das Mobile Atelier zu Gast in Hauzenberg

Das Mobile Atelier macht sich erstmals auf den Weg und öffnet seine Türen im niederbayerischen Hauzenberg. Hier im Südlichen Bayerischen Wald verwandelt sich vom 2. Oktober bis 26. November 2023 die Alte Schlosserei vorübergehend in ein Kunstatelier, das die französische Künstlerin Garance Arcadias beziehen wird.

 

Garance Arcadias

Garance Arcadias wurde 1985 in La Rochelle in Frankreich geboren und lebt seit 2011 in Deutschland. Seit 2021 arbeitet sie zwischen München, Marseille und Berlin. Als Preisträgerin eines preisähnlichen Stipendiums, das vom bayerischen Kultusministerium für ihr Gesamtwerkvergeben wird, hat sie ein Jahr lang (2022-2023) im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia gewohnt. Sie wurde von der Ernsting-Stiftung, der Alexander Tutsek-Stiftung und der Erwin und Gisela von Steiner Stiftung unterstützt. Arcadias ist Preisträgerin von zehn Stipendien zwischen 2014 und 2023, darunter der deutsche Kunstfond für zeitgenössische Kunst im 2023. Garance schloss 2018 ihren Master an der Akademie der Bildenden Künste AdBK in München in der Bildhauerklasse von Prof. Gregor Schneider als Meisterschülerin ab. Sie gründete 2019 ein Gemeinschaftsatelier in München und nahm 2021 an dem Projekt ‘Yes we camp’ teil, bei dem in einem Bürogebäude in Marseille Ateliers und Ausstellungsräume geschaffen wurden. Garance ist Absolventin der École nationale supérieure d’art de Nice, Villa Arson (DNAP 2010) und hat von 2003 bis 2007 Architektur an der École nationale supérieure d’architecture et de paysage de Bordeaux und an der École Camondo (EnsAD Paris) studiert.

 

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Garance Arcadias über ihre Erfahrungen mit Das Mobile Atelier zu Gast in Hauzenberg

Was ist das Besondere für dich an der Arbeit bei Das Mobile Atelier?

Das Besondere ist, dass ich in einem neuen Kontext arbeite, außerhalb meines Ateliers, an einem neuen Ort, den es zu entdecken gilt, um in-situ zu arbeiten. Das bedeutet, neue Menschen zu treffen, um ein Projekt umzusetzen. Die zur Verfügung stehende Zeit spielt ebenfalls eine Rolle bei der notwendigen Konzentration aller Elemente des Projekts. Die Intensität der Arbeit ist dadurch umso größer.

Inwiefern nahm Hauzenberg Einfluss auf deine künstlerische Arbeit oder anders gefragt: Was hat dich inspiriert?

Hauzenberg, "Berg des schwarzen Goldes" und "Graniterde" hat meine Arbeit sowohl auf der Ebene der Materialien, die ich verwendet habe (Granit und Graphit), als auch auf der konzeptuellen Ebene beeinflusst.Was der Granit und die Region mit ihren Grabsteinen, Kultstätten, Begräbnisstätten und seine grandiose Natur in einem so abgelegenen Ort in mir hervorriefen, weckte morbide Gefühle, die es zu sublimieren galt. Mir wurde bewusst, wie unwichtig ein physischer Körper oder ein menschliches Leben sein kann, wenn man es mit dem Weiterbestehen von Ideen, Idealen und sogar Ideologien vergleicht, die sich ihrerseits auf unbestimmte Zeit in die neuen Körper einschreiben. Der individuelle Körper und der kollektive Körper - stärker und gefährlicher…

Welche Arbeiten sind während deines Aufenthaltes bei Das Mobile Atelier entstanden?

Ich habe im Atelier eine eigene Formel entwickelt, die es mir ermöglicht, mit Graphit auf Granit zu gießen und formen. Die Energie, die ich im Kontakt mit den Bewohnern von Hauzenberg und bei der Beobachtung des Reliefs der Region wahrgenommen und entwickelt habe, habe ich in einer nachmittäglichen Performance konzentriert. Aus der Atelierarbeit und der Performance resultieren Skulpturen, die mit meiner Formel aus Pflanzenfasern und Paraffin hergestellt wurden.

Was ist Deine persönliche Erfahrung oder Vision, was die gesellschaftliche Relevanz von Kunsterfahrung betrifft?

Wenn die persönliche künstlerische Erfahrung des Künstlers mit dem Betrachter geteilt wird, entsteht eine neue Sinneserfahrung. Das Teilen von Empfindungen und Ideen, die an Erfahrungen und Stimmungen anknüpfen, die der Mensch, wenn auch auf unterschiedliche Weise, erlebt hat. Die künstlerische Erfahrung erzeugt und hinterfragt die Verbindung oder den Bruch, der eine Gesellschaft kennzeichnet. Das Paradoxon der Kunst ist meiner Meinung nach, dass sie es ermöglicht, einer Gesellschaft zu entfliehen, während sie den Künstler.in mit seinen Werken in sie katapultiert! Der kreative Mensch wird durch seine Vorschläge zur Neugestaltung der Welt automatisch exponiert und engagiert. Ebenso nimmt der Zuschauer eine Kritik vor, die ästhetische Fragen aufwirft, die über ein Geschmacksurteil hinausgehen.