Widows 95
Widows 95 ist ein von Kristina Schmidt im Jahr 2025 gegründeter Raum, der Videokunst durch ein Fenster in einer privaten Erdgeschosswohnung in München Untergiesing der Öffentlichkeit präsentiert. Mit diesem Projekt sollen Ausstellungsmöglichkeiten für internationale Künstler:innen geschaffen werden, diese mit der lokalen Kunstszene verbunden werden und Videokunst an jede:n, der:die an der Wohnung vorbeikommt, vermitteln.
Die Arbeiten sind täglich ab Sonnenuntergang für 120 Minuten zu sehen.
Widows 95 befindet sich in Untergiesing, auf der Unteren Weidenstraße zwischen Schyrenbad und Pilgersheimer Straße, in direkter Nachbarschaft des Bistro Harlekin.
Haltestelle U1/U2 Kolumbusplatz, Bus Claude-Lorrain-Straße.
Kontakt: info@widows95.com
Gebanne:Streifen von Monique S. Desto.
Monique S. Desto - Gebanne:Streifen (2025)
25. Juni 2025 - 28. Juli 2025
mit Burcu Bilgiç, Eunji Seo, Tatjana Vall, Theo Thönnessen, Julia Richter, Susanne Beck, Lola Mousli, Jakob Weiß
Text: Alex Hojenski
Eine Gruppe Menschen blickt konspirativ aus dem Ausstellungsraum der Lothringer 13 Halle in die Kamera. Mittig hinter ihnen bewegt sich eine bunte, zähe Masse.
In dem 7 ½ - minütigen Video Gebanne:Streifen wird aus einer Ausstellungsdokumentation eine neue Arbeit entwickelt. Die präsentierte Latexmalerei Gebanne: wird um den Kontext der Ausstellung erweitert, wovon weder die Malerei noch die Beteiligten unberührt bleiben.
Die 80 m lange Latexbahn ist stets Protagonistin der Gebanne:-Reihe. Seit 2021 zieht sich die dehnbare Malerei durch verschiedenste Räume, bündelt Gegenstände oder füllt Treppenhäuser.
Sie zeigt eine langgezogene Komposition, in der sich verschiedene Narrative und Perspektiven addieren. Die Größe und Formbarkeit der trägerlosen Latexmalerei bringt mit sich, dass in jeder Installationen ein Teil von ihr verdeckt bleibt. Diese geballte Menge Bild ist somit Potential und Ballast zugleich: Im Verhältnis zu ihrer Größe leicht zu transportieren, muss die Malerei allerdings gestützt, bewegt oder ausgebreitet werden, um sichtbar zu sein.
In vielen von Monique S. Destos Projekten spiegeln sich die Arbeitsbedingungen der Künstler:in selbst, wie auch der „unsichtbaren“ Beteiligten im Kunstbetrieb und der Produzent:innen der verwendeten Materialien wider. Im Fall der Präsentation in der Lothringer 13 Halle (März - Juni 2023) wurde Tag für Tag ein weiteres Stück Bild abgerollt. Eine zusätzliche Aufgabe wie auch visuelle Abwechslung für das Personal, das zwangsläufig am meisten Zeit in der Ausstellung verbringt. Mit der Bitte an die Aufsichtspersonen, die Latexbahn abzurollen und die Veränderung mit der dafür montierten Kamera festzuhalten, eröffnen sich vielfältige Bezüge: von dem Motiv von Selfies vor Kunstwerken, der Überwachung am Arbeitsplatz, der Bedeutung von Dokumentation als Präsenz im Digitalen, bis hin zur Kontrollabgabe und Aufweichung der Autor:innenschaft. Das Video emanzipiert sich damit von der Funktion der Dokumentation und thematisiert als neue Arbeit auch den Raum und das System, in dem Gebanne:Streifen auftritt.
In der gemorphten Montage der Einzelbilder steigert Monique S. Desto die Fähigkeit der flexiblen Malerei. Ähnlich zum elastischen Latex entsteht der Eindruck von gedehnten Bildern.
Wie bei Streifen eines Filmes wird aus den Einzelbildern ein fließender Ablauf, allerdings nicht durch die schnelle Abfolge von Frames, sondern durch digital erzeugte Übergänge. Indem sie die Motive erweitert und mit Glitches versieht, agiert auch die Morph-Software als kreative Beteiligte.
In den Kompositionen auf der Bildfläche schieben sich abstrakte, rhythmische Strukturen durch Körperteile, Innenräume und Landschaftselemente. Man begegnet fragmentierten Figuren, die sich gestikulierend mit Formen und Mustern zusammenschließen. Gedehnte, strapazierte und verzerrte — oder auch dehnbare, strapazierfähige und bewegliche — Körper verschiedener Wesensformen strecken sich miteinander. Die morphende Fläche wird in Gebanne:Streifen von ein- und ausgeblendeten Personen begleitet. Auch sie sind damit nur für einen Moment voll körperlich präsent. Teils vor, teils partnerschaftlich daneben, manchmal wie beiläufig durch den Bildraum laufend.
Monique S. Desto (*1989, lebt in Hamburg) hat an der AdBK Nürnberg studiert und wurde 2022 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Destos Arbeiten wurden zuletzt gezeigt in Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen (2025), im Westwerk Hamburg (2024), sowie in der Lothringer 13 Halle, München (2023).
Bucky Miller - Eye Contact (2025)
27. Mai 2025 - 19. Juni 2025
Widows 95 freut sich, seine erste Ausstellung zu präsentieren, einen Kurzfilm von Bucky Miller.
“Eye Contact ist ein klaustrophobischer Film darüber, wie es ist, zur Arbeit zu gehen und manchmal unter Freunden zu sein. Ich habe ihn gemacht, um ihn nach Deutschland zu schicken, ein Land, das ich noch nie besucht habe. Meine Hoffnung ist, dass der Film über Grenzen hinweg kommuniziert, wobei das, was er kommuniziert, jede Spezifität verliert, sobald die Zuschauer ihre Gedanken von Clowns zu Zwiebeln verlagern. Zwiebeln kommen aus dem Boden! Jemand, der am Fenster vorbeigeht, sieht vielleicht, wie ich meine E-Mails beantworte, und findet diese Erfahrung nachvollziehbar. Aber das hängt natürlich ganz davon ab wer sie sind. Bitte beachten Sie, dass ich diesen Film aus logistischen Gründen zweimal drehen musste. In der ersten Version ging es mehr um ein Hamburger-Brötchen und weniger um Freundschaft. Die Überarbeitung hat sich gut angefühlt. Diesmal denke ich über Ampeln nach, die nie rot werden, und darüber, dass wir uns alle ständig übereinander legen in unseren Handys und dergleichen...” (Bucky Miller)